Weite
- Anja Harz
- vor 3 Tagen
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Als Jugendliche hatte ich ganz oft Fernweh. Ich habe mich immer gefragt, wie andere Menschen woanders leben. Was treibt sie an? Was macht sie glücklich? Und während ich das dachte, habe ich meistens am Meer gesessen und mich in meinen Gedanken und Träumen in der Ferne des weiten Horizonts verloren.
So allmählich habe ich verstanden, dass ich Freiheit überall fühlen kann und ich von überall verbunden sein kann, wenn ich es möchte und alles dafür tue. Und dass Nähe nur kommen kann, wenn ich sie auch zulasse, mit allem Risiko.
Und so sitze ich nun wieder am Meer und erinnere mich, während mir bewusst wird, wie gern ich das tue. Noch immer gegen den Strom, versteht sich. Dann, wenn alles noch schläft. Wenn die Ruhe die leisen Töne zum Vorschein bringt, in der Natur und in meiner Seele. Das sachte Heranrollen leichter Wellen, das kaum merkbare Glucksen der mitgerissenen kleinen Steine. Dann, wenn der Wind noch schläft, weil die Sonne noch nicht hoch genug steht, und nur hin und wieder ein Gleichgesinnter weit weg im Wasser zu sehen ist. So, wie es auch im Herbst auf meinem geliebten Fleckchen Erde an der Küste sein wird (die wenigen Menschen wissen, wo das ist), wenn die kühlen Winde die vielen Menschen und den Urlaubslärm vertreiben.
Auch wenn ich den Trubel des Sommers genauso liebe und brauche, davon darf es gern viel viel mehr hier oben geben, liebe ich diesen ruhigen Start in den Tag.

Quelle: A. Harz (privat)
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