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AutorenbildAnja Harz

Gegen das Vergessen

Es ist nur eine Ausfahrt, die du verpasst und fröhlich zum Spaße aller noch ein, zwei Runden im Kreisel mit dem Auto weiterdrehst. Beim nächsten Mal und übernächsten Mal ist es dann schon nicht mehr ganz so lustig. Und als du ein paar Wochen später panisch anrufst und sagst, dass du nicht mehr weißt, wo du bist, wird allen klar: das hier ist ein leiser Abschied. Das Erinnern an Telefonate, zu suchenden und gut verstauten Dingen, Ergebnisse beim Arzt, Termine und Namen nimmt nun stetig ab. Damit einhergehend werden deine Ängste und das Bedürfnis nach Nähe und Bindung größer. Auch deinen Augen, deinem Gesicht sieht man an, dass dein Kopf manchmal ganz woanders ist. Nur manchmal, an guten Tagen, schleicht sich das Lausbubenhafte und die Frische noch einmal an die Oberfläche und die Zeit scheint kurz innezuhalten. Vergessen sind dann die Hand, die den Stift und die Linie nicht mehr gerade halten kann, die müden Beine, die dich nicht mehr tragen, wie du gerne willst, die fehlende Kraft, die dich deine Arbeiten im Garten nicht mehr tun lässt und du wütend zuschaust, wie sie andere machen. Und wieder wird klar, dass wir nichts im Leben (fest) halten können. Nichts. Niemanden. Und manchmal auch nicht einmal mehr Erinnerungen. Alles, was uns bleibt, ist gemeinsame Zeit und Liebe, jedem gegenüber, der sie annehmen mag.


Bildquelle: Anja Harz

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