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Dom (inant)

  • Autorenbild: Anja Harz
    Anja Harz
  • 10. Nov. 2011
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Feb. 2024

Köln. Innenstadt. Zufrieden schlendere ich bei sonnigen 17°C durch die Straßen. Während ich noch schnell einen Blick auf die andere Straßenseite werfe, schlendert meine Einkaufstüte energisch weiter und wird aufgehalten... von Erika Berger. Ich entschuldige mich höflich und überlege, wie hoch die Summe im Fall von Schadensersatzeinforderung wohl sein würde. Später werde ich zu diesem Vorfall in gewählter Unterkunft lediglich die Frage hören, ob ich es nicht gleich hätte richtig erledigen können. Sympathie trägt wohl andere Definitionen... Ich gönne meiner Tüte eine Pause und mir einen Kaffee. Während ich entspannt in neuem Buch blättere, beginnt es rundherum um mich zu knipsen und immer mehr Menschen sammeln sich. Vorsichtig drehe ich mich um, Frau Berger mit Baseballtrupp erwartend, und starre in das für "1, 2 oder 3" witzelnde Gesicht von Elton. Bei der Promidichte eines Tages hoffe ich fröhlich noch auf Tommy Jaud. Und da hier alles um die Ecke liegt, nehme ich auch sexy Henning Baum und Jürgen Klopp mit in die Wunschliste auf. Ich verlasse den Trubel und mache mich auf zum kolossalen Wahrzeichen Kölns. Auf dem Weg zum Dom machen sich Erinnerungen breit. Wärme. Der Teil des Gehirns wird schnell ausgetrickst, gehe ich eben woanders lang. Wie erwartet drängen sich Menschen an Menschen in den imposanten Bau aus Natursteinblöcken. Fasziniert bleibe ich im Binnenchor hängen. Nach einer Weile setze ich mich in eine leere Reihe und versuche, wie gewohnt in kirchlichen Einrichtungen, einen stillen Ort in meiner Seele und die ganz eigene religiöse Verbindung zu finden. Es vergehen Minuten, halbe Stunde. Leute kommen und gehen. Es wird gebetet, gestaunt und geflüstert. Kraftvoll strömt alles auf mich ein, nur keine Ruhe. Ich gebe es auf. Ein wenig enttäuscht nehme ich meine Sachen, zünde Kerzen an mit leisem Gebet und gehe. Mit der Erkenntnis, dass ein Dom architektonisch und hinsichtlich physischen menschlichen Aufwandes überaus beeindruckend ist, jedoch nicht annähernd das anrührt, was eine kleine ärmliche, aber liebevoll eingerichtete Kirche aus Holz zu bewirken vermag, wie mir einst ein ganz besonderer Freund aus Poznan bewies, dessen außerplanmäßiger Trip für ein paar Stunden immer unvergessen bleibt. Doch es gibt sie überall, diese Orte des kurzen Friedens, still, aber nicht einsam und doch irgendwie nur für sich. "Entschuldigung!", reißt es mich aus meinen Gedanken, als ich bereits wieder dahin gehe, wo der warme Wind mich hinträgt. Na sowas, rempelt mich einfach an. Ich blicke auf mein sich schuldig bekennendes Gegenüber. Nö, steht nicht auf der Wunschliste. War wohl Herr Berger...



 
 
 

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