Endlich Wochenende! Das haben wir uns verdient……Arbeit, Geburtstage, nach verpatzter Diagnose nun bevorstehende Knie-OP mit Vollnarkose, die ich brav vor mich herschiebe, Hansa als letzter DDR-Meister in die Dritte Liga abgeschossen... Das sind mit Sicherheit keine echten Sorgen und werden mit Humor getragen. Dasselbe zu versuchen mit Deutschlands Schulsystem. Warum ist es hierzulande nur so schwer, ein Kind in einer guten Schule unterzubringen?
Schon mal ein Meilenstein, ist man dem doch erschreckender Weise sehr verbreiteten Wahnsinn des Kind-Du-musst-unbedingt-auf’s-Gymnasium-und-lernst-jetzt-24-h-am-Stück-Trimmens entkommen, ohne deshalb den Ruf einer halbwegs fürsorglichen Mutter aberkannt zu bekommen. Doch ist der Notenschnitt (auch ohne Doping) geschafft, folgt nur eine kurze Verschnaufpause. Denn dann winken die Tage der Offenen Tür, an denen Eltern die Möglichkeit gegeben wird, mit ihren verwirrten Kindern von einem möglichen Gymnasium zum anderen eventuell auch möglichen zu hetzen, um Lehrkraft, Chemieraum, Toiletten und Sporthalle besichtigen zu können.
Sinnfreier Weise erstreckt sich die tatsächliche Öffnung der heiligen Türen auf knappe zwei Tage für alle Schulen, in der ganz unerwartet das halbe Universum mit Fragebogen und Stift in der Hand unterwegs zu sein scheint. Entsetzt von Fragen wie: „Sie wollen an unsere Schule? Aus dem Landkreis? Warum? Gastschulantrag? Ummelden?“, wende ich mich an mein Kind, das mit vollgestopftem Mund ein „Super, hier will ich her, die Muffins sind toll!“ meine Hoffnung, trotz aller Widrigkeiten eine tolle Schule zu finden, für den Abend im Keim, ähm, im Krümel erstickt.
Der Gedanke, den eigenen Nachwuchs im nächsten Jahr schultechnisch in Arbeitsplatznähe zu wissen, ist scheinbar nicht nur naiv, sondern auch völlig aussichtslos. Fast… Hilfesuchend bewaffne ich mich mit Tipps und Tricks von Eltern, Nachbarn, Kollegen und Chef.
Dann heißt es: „Auf die Plätze, Schuleinschreibung, los!“ Nach dem Zurechtfinden durch die richtigen Antragspapiere, die Kinder aus dem Landkreis von denen aus dem direkten Stadtkern unterscheiden, schleicht sich beim Ausfüllen in einer Schulbank für Einzelgänger ein unwohles Gefühl ein, das sich zuletzt in der zehnten Klasse beim Abschreiben in mein schuldbehaftetes Gewissen drängte. Aber kein Banknachbar oder Telefonjoker greifbar. Mein Kind geistig vor Augen und einer Stimme, die gleichzeitig ruft: „Wenn du das versaust, bekommt Ihr keinen Platz an dieser Schule…“ versuche ich mich zu konzentrieren und alles korrekt und taktisch so einzutragen, dass eine andere Schule quasi kaum in Betracht gezogen werden kann. Abgeben. Und abwarten. Heute nun die Zusage! Die Diskussionen werden wohl auch weiter anhalten über G8, einheitliches Schulsystem etc. etc. Ich habe jedenfalls für’s Erste bestanden…als Antragsausstellerin.
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