Man will sie loswerden, die Emotionen. So verbissen wie es geht, tritt man die Flucht an und verdrängt, was geht. Und dann ist sie unweigerlich da, die Konfrontation, die alle Wunden aufreißt und Gefühlen unaufhaltsam den Laufpass an die Oberfläche gibt. Und du fragst dich, wie es dazu kommen konnte. Warum aus einer zufälligen Berührung, Blicken, Gesprächen innerhalb eines einzigen knappen Tages eine derart tiefe Verbindung entstehen kann, deren Intensität dir den Boden deines nicht mal annähernd so perfekt gehandleten Lebens, wie es merkwürdiger Weise manchmal auf andere wirkt, entreißt und in dir einen Sturm sowohl von Glück als auch enormer Angst auslöst. Eine Verbindung, die nicht sein darf... Und doch anhält. Ohne Zwang, ohne große Worte, die unerklärlich einfach nur ist. Bis man sich entscheiden muss.
Aber wie wiegt man so etwas ab? Nach Ehejahren? Nach Prozenten? Kinder, Partner, Egoismus oder Liebe? Warum leben wir mit Menschen, obwohl man tief im Inneren ahnt, dass vielleicht noch ein kleiner Teil fehlt? Warum sind wir nicht wirklich glücklich, obwohl es am anderen eigentlich nichts auszusetzen gibt? Warum machen wir oft unser eigenes Leben vom Partner/-in abhängig und verlieren uns selbst aus den Augen? Warum entsteht plötzlich Liebe für jemanden, den man kaum kennt, obwohl man sich doch vor Jahren für den einen oder die eine entschieden hat? Warum bekommt die heile Welt dann Risse, wenn man auf einmal den winzigen fehlenden Teil entdeckt?
Zu beantworten vermutlich nur mit der einzig richtigen Frage: die nach dem eigenen Glück. Doch sie bedeutet Wahrheit. Eine Wahrheit, die vielleicht manchmal eine Ehe rettet. Oder die die Risse vergrößert, weil deutlich wird, wovor wir Angst haben. Weil sie meist große Schritte und Verletzungen als Konsequenz abverlangt. Und es ist die Angst, die uns lügen und verdrängen läßt. Mehr oder weniger erfolgreich, weil sich doch letztendlich niemand wirklich ändern kann. So lange, bis die Realität dich einholt. Oder bis er einem wieder begegnet... Der kleine Teil des Glücks.
Und während man noch wegläuft, nährt uns die Hoffnung, dass man, ob in Ehe, Trennung oder Beziehung, keine Lüge oder Illusion war, ist oder wird!
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